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Weine, Burgen, Städte und Erfindungen von Kinderhand

Die letzten Wochen meines Aufenthaltes in Graz sind vorüber und ich habe einiges gesehen und erlebt. Ein paar meiner Eindrücke zu monumentalen Burgen, steirischem Weißwein, Wiener Schnitzel und nicht zuletzt „kleinen“ Erfindern auf den MakerDays möchte ich hier noch teilen.

Nicht das hier ein falscher Eindruck entsteht. Tatsächlich habe ich einen Großteil meiner Tage mit meiner Dissertation verbracht und mit dieser kam ich auch ganz ordentlich voran. Dennoch soll dies kein Metablog zu meiner Dissertation werden. Daher konzentriere ich mich in diesem Beitrag ausschließlich auf Dinge, die ich auch ohne weiteres bebildern kann. In einer tl;dr-Gesellschaft will man doch eh nur über Bilder hinwegscrollen oder Videos skippen.

Von Burgen und fruchtigen Weinen…


Mittlerweile ist es schon 2 1/2 Wochen her, dass ich sie aufgesucht habe. Dennoch möchte ich von ihr berichten, ihren im Schattenspiel zwischen Baumkrone und Frühlingssonne gewundenen Wegen, die hinauf zu hoch aufragenden Mauern und ausladenden Zinnen führen: Die Riegersburg. Sie ist sicherlich eine der schönsten Burgen, die ich bislang besuchen konnte und die Burgeigner geben sich alle Mühe, die Geschichte der Burg medial aufzubereiten. Ein besonders Augenmerk wurde dabei der Hexenjagd und der Gallerin gewidmet, die als mächtige BurgherrIN eine Besonderheit ihrer Zeit darstellte.

Neben solcherlei Ausflügen in die Geschichte des südöstlichen Österreichs bietet die Steiermark auch Genüsse der Gegenwart. Diese hören etwa auf die Namen Gelber Muskateller, Gewürztraminer oder Zweigelt. Es handelt sich um Weißweine, die gerne auch bei steirischem Käsebrot mitten auf dem Erzeuger-Weinberg verkostet wird. Die Österreicher bezeichnen dies als Buschenschank. Unter der Prämisse, dass sich dieser Buschenschank stets auf einem Weinberg befindet, fragt man sich als Tourist natürlich, wie die österreichische Lösung für Fahrer-/Weintrinken-Dilemma wohl lautet. Zumal die Straßen bis zu besagtem Weinberg für Flachland-Preussen ja schon bei 0 Promille als gewöhnungsbedürftig und angst respekteinflößend zu bezeichnen sind.

Von Wiener Schnitzeln und Salzburger Kirchen…


Der 9.4.: Unser Hochzeitstag. Vor 365 Tagen gaben wir uns am Strand von Barbados das Ja-Wort. Ich muss zugeben, das kann Österreich nicht toppen. Kathi kam mich aber die letzten Tage besuchen und so gaben wir Wien zumindest die Chance. Zur Feier des Tages aßen wir im Café Central: Dort wo die ganz Großen (und ganz Kleinen) gesessen, gegessen und einen Kaffee genossen haben: Sigmund Freud, Theodor Herzl, Trotsky, Lenin, Hitler und viele, viele mehr… Anschließend besichtigten wir das Schloss des Habsburger Adelsgeschlechts, welches zugegebenermaßen in unseren Köpfen mit Versailles und Potsdam konkurrieren musste. Leider durften wir keine Innenaufnahmen machen, daher gibt es nur Bilder vom (Irr-)Garten.

Dafür konnte ich endlich meinen Kaiserschmarrn essen. Dies ist ein Mysterium, dem ich bis zum Schluss nicht auf die Spur kam. Wieso gibt es in der Steiermark so wenig Kaiserschmarrn? Die meisten Dessertkarten boten zwar Topfenstrudel, für den Kaiserschmarrn musste ich aber extra nach Wien (oder an eine dieser tollen Raststätten fahren – ungelogen, die Landzeit-Raststätten sind großartig!).

Bevor wir Österreich schließlich den Rücken kehrten und uns auf den Weg zur deutschen Grenze machten, statteten wir Mozarts Geburtstadt einen Besuch ab. Ich denke, wir hatten Glück, dass die Zahl der Touristen in der Stadt so übersichtlich war. Auch wenn mich das Mozarthaus (zumindest von außen) nicht in Freudentränen ausbrechen ließ, erstarrte ich vor Ehrfurcht bei diesem sagenhaftem Dom. Die barocke Gestaltung der Kreuzgewölbe und die helle, lichtdurchflutete der hohen Kuppeln zeugten von der schönsten Kirche, die ich in Österreich gesehen habe. Während ich den Stephansdom in Wien, der so dunkel gestaltet ist, unwillkürlich mit dem Petersdom in Rom verglich, hat der Dom in Salzburg eine ganz eigene Qualität. Salzburg werde ich auf jeden Fall noch einen Besuch abstatten. Das nächste mal mit deutlich mehr Zeit im Gepäck…denn eigentlich war Salzburg nur eine kurze Rast auf dem Weg zu den #makerDays

Von Kindern die mit Feuer spielen und dabei die Welt erfinden

#MakerDays statt Werkunterricht


Bevor ich dem Süden den Rücken kehrte, musste ich noch die #makerDays for Kids in Bad Reichenhall sehen. Das Team – rund um Sandra, Martin und Martin – hat für vier Tage die ersten Maker Days exklusiv für Kinder veranstaltet. Überraschenderweise muss man als Berliner weit reisen, um so etwas zu sehen. Was sie auf die Beine gestellt haben, hat mich umgehauen. Ich will gar nicht davon reden, wie aufwändig die Organisation, der Aufbau und die Betreuung der 3D-Drucker durch 3drucken.ch (Gregor kam sogar extra aus Bern), des DeveloperCamps, der Löt- und Vinylcutter- und all den anderen Stationen waren…

Alles kulminierte sich für mich in dem einen Moment, in dem ich dieses kleine Mädchen mit dem Lötkolben in der Hand am Tisch sitzen sah. Sie hatte soeben ein kleines, motorbetriebenes Insekt fertiggestellt und starrte voller Begeisterung und Stolz auf ihr Werk. Solche Momente kann einem niemand nehmen; und niemand kann sie einem schenken, wenn man sie sich nicht selbst erschafft.

…und das ist für mich die Leistung der #MakerDays. Es gab noch viele weitere coole Projekte und Ideen. Ganz dreist werde ich sie mir klauen und aufbewahren. (So wie ich auch schon seit 2 Jahren die „Geek Dad“-Ausgabe des Wired Magazin mit tollen Ideen für Kinder lagere.) Ganz nebenbei habe ich auch einiges während meines kurzen Aufenthaltes gelernt, vieles über 3D-Drucken und auch etwas zum Umgang mit Kindern: jeder verbrennt sich beim Löten nur einmal, auch die Kleinen.

:)

Letzte Anmerkungen

Ich möchte mich noch mal bei allen bedanken, die mich auf meiner Reise unterstützt haben. Insbesondere bei Martin und dem Team der TU, Michael und Klaus von der KFU und natürlich meinem Berliner Team, dass mir die Gelegenheit für den Forschungsaufenthalt gab.

Zuletzt noch aus Gründen: 55 Seiten, viel Schweiß, etwas Blut und Sonnenbrand sowie eine ganze Menge bearbeiteter Texte und einiger neuer Illustrationen